Kamera: Sony Alpha 7cII
Objektive: Sony 14mm f1.8GM / Sony 24mm f1.4GM / Sony 35mm f1.4GM / Sony 135mm f1.8GM
Lesezeit Cirka 7 Minuten
Sony 24mm f1.4GM Iso 100 1/4000 f1.4
Ich war als Fotograf beauftragt, das Hoffest der Agrargenossenschaft Niedersynderstedt - etwa eine halbe Autostunde entfernt von Weimar, zu dokumentieren. Was ich an diesem Tag erlebte, war keine Kulisse, kein Heimatfilm-Klischee, sondern echte Gemeinschaft. Offen, organisiert, herzlich und voll kleiner, starker Szenen, die ich mit der Kamera festhalten durfte.
Sony 35mm f1.4GM Iso 100 1/1000 f1.4
Sony 24mm f1.4GM Iso 100 1/2000 f1.4
Sony 24mm f1.4GM Iso 100 1/3200 f1.4
Sony A7cII Sony 35mm f1.4GM Iso 100 1/8000 f1.4
Erinnerungen aus Metall
Mir fiel ein alter Mann auf, der still neben einer Reihe historischer Landmaschinen stand. Wir kamen ins Gespräch. Er trug einen Cowboyhut, die Hände nach hinten verschrönkt, der Blick fest auf die meist grün lackierten Traktoren gerichtet. “Die bin ich alle selbst gefahren“, sagte er leise, fast beiläufig. 92 Jahre sei er alt, erzählte er mir, und er habe jeden einzelnen dieser Maschinen selbst gewartet und kennt sie in und auswendig. Er fuhr sie Früher an langen Arbeitstagen auf dem Feld, damals, als die Landwirtschaft noch ganz anders funktionierte. Für einen kurzen Moment war es, als würde zwischen Ölgeruch und Sommerluft ein Stück Zeitgeschichte aufleuchten.
Die Eule im Holz
Ein paar Schritte weiter standen Holzspäne in der Luft, begleitet vom rhythmischen Kreischen einer Kettensäge. Ein Mann, konzentriert und ruhig, arbeitete an einem massiven Holzstamm. Doch was er da formte, war kein rustikaler Gartenstuhl, es war eine Eule. Mit Kettensäge, Winkelschleifer und einem unglaublichen Gespür für Form und Proportionen ließ er aus dem groben Stamm nach und nach ein Tier entstehen. Seine Fingerfertigkeit war beeindruckend: kontrolliert, präzise, trotz der rohen Werkzeuge. Und während um ihn herum das Hoffest pulsierte, schien für einen Moment alles still zu stehen, als würde das Holz selbst zuhören, was aus ihm werden soll.
Zwischen Zuckerschnee und Blechkuchen
Wer den ganzen Tag feiert, braucht auch etwas für den Magen, und davon gab es auf dem Hoffest mehr als genug. Der Duft von Gegrilltem lag in der Luft, vermischte sich mit dem süßlich-klebrigen Aroma frisch gedrehter Zuckerwatte und ließ einen kaum entscheiden, wo man zuerst hinschauen, oder zugreifen sollte. Auf langen Tischen reihten sich riesige runde Blechkuchen, wie man sie heute kaum noch sieht: gedeckt mit, Äpfeln, Mohn, Streuseln. Dick belegt und großzügig aufgeschnitten. Für die Herzhaften gab es Burger vom Grill, klassische Bratwürste und deftige Brätel, saftig gebraten über offenem Feuer. Dazwischen: Kinder mit klebrigen Fingern, ein Eis in der einen Hand, ein Los in der anderen. Essen war hier mehr als nur Versorgung, es war Teil der Gemeinschaft. Gebacken, gegrillt, verteilt von Menschen, die mit anpacken, ohne viele Worte. Es schmeckte nach Heimat. Auch für jemanden wie mich, der gar nicht von hier kommt.
Von diesen riesigen Kuchen gab es insgesamt 15!
Ein kurzer Moment, der blieb
Zwischen all den Menschen, Tieren und Traktoren begegnete ich auch Isaac. einem symphatischen jungen Mann aus Ghana-Westafrika, der seit ein paar Monaten auf einem der Höfe mitarbeitet.
Ich entdeckte ihn, als er bei der Falknershow einen der Greifvögel auf seinem Ausgestreckten Arm landen ließ. Wir sprachen nur kurz, und ich fragte ihn nach einem Porträt. Es war eine Begegnung, wie sie auf solchen Festen manchmal ganz beiläufig entsteht, und doch bleibt.
Flügel über dem Fest – die Falknershow
Ein Höhepunkt des Tages war zweifellos die Falknershow. Als sich der Platz langsam füllte und der Falkner seine Tiere präsentierte, wurde es still. Kinder reckten die Hälse, Erwachsene zückten die Handys und dann rauschten auch schon die ersten Flügel durch die Luft. Eulen, Falken und Bussarde zogen ihre Bahnen über die Köpfe der Zuschauer. Ein leises Rauschen der Flügel, und plötzlich spürte man, wie nah Wildnis und Mensch sich sein können.Für viele war es das erste Mal, einem Greifvogel so nahe zu kommen. Für mich: ein dankbares Motiv und ein Moment echter Ehrfurcht.
Ein Fest auch für die Kleinsten
Für Kinder war das Hoffest ein kleines Abenteuerland. In der Bastelecke wurden Herzen aus Holz hergestellt und verziert, beim Kinderschminken verwandelten sich Gesichter in Schmetterlinge, Tiger oder Märchenwesen. Ein aufblasbarer Traktor diente als Hüpfburg und Rutsche zugleich: ein Magnet für die Kleinen. Und wer noch mehr Action wollte, wagte sich auf den Rodeo-Bullen: natürlich kindgerecht, mit weicher Luftkissenunterlage für eine sanfte Landung. Ein rundum gelungenes Programm, bei dem keine Langeweile aufkam, und ganz nebenbei viele leuchtende Augen.
Tausend Preise und ein großer Gewinn
Das unangefochtene Highlight des Tages war die große Tombola. Schon weit vor der eigentlichen Verlosung zog sich eine lange Schlange quer über das Festgelände – wer ein Los wollte, musste Geduld mitbringen. Maximal fünf Lose pro Person waren erlaubt, dafür standen die Besucher bis zu 30 Minuten an.
Der Andrang hatte einen guten Grund: Über 1.000 Preise standen bereit von regionale Produkte wie Honig, Wein und Weizenmehl bis hin zu Gutscheinen, Werkzeugen, Gartengeräten und Spaßartikeln.
Hinter den Kulissen hatte das Team des neu gegründeten Landvereins alle Hände voll zu tun: Zehn Helfer und Helferinnen waren damit beschäftigt, die Gewinne möglichst zügig an die glücklichen Losbesitzer zu verteilen. Auch an der Gewinnausgabe bildete sich schnell eine Menschentraube, ein lautes Stimmengewirr, viel Lachen, neugierige Blicke auf die Gewinnausgabe.
Dann der große Moment: Die Finalisten, allesamt sichtbar nervös, hatten bereits auf der zu gewinnenden Holzbank Platz genommen, als ihre Nummern aufgerufen wurden. Und schließlich: Jubel, Applaus, Umarmungen. Der Gewinner des Quads konnte sein Glück kaum fassen, ein Moment, der spürbar unter die Haut ging.
Mit Staub an den Schuhen und Geschichten im Kopf
Am späten Nachmittag verabschiedete ich mich, mit vollen Speicherkarten, staubigen Schuhen und einem Lächeln im Gesicht. Dieses Hoffest war mehr als ein buntes Programm: Es war ein echtes Erlebnis, getragen von Gemeinschaft, Offenheit und liebevoller Organisation.
Mein besonderer Dank gilt allen, die dieses Fest möglich gemacht haben: den Helferinnen und Helfern, den Menschen an den Ständen, den Höfen, den Vereinsmitgliedern und jenen, die mich mit einem Gespräch, einem Lächeln oder einem spannenden Moment vor der Kamera beschenkt haben.
Ich nehme nicht nur viele Bilder mit, sondern auch das gute Gefühl, dass Nähe und Zusammenhalt auf dem Land keine Floskel sind, sondern gelebte Wirklichkeit.
Ich weiß jetzt schon: Beim nächsten Hoffest bin ich wieder dabei. Denn es sind diese Begegnungen und die kleinen Geschichten am Wegesrand, die mich berühren und mich gern zurückkehren lassen.